Direkt an der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen reihen sich im Altkreis Hofgeismar rechter und linker Hand der Diemel um die 30 Kalk-Halbtrockenrasen wie Perlen auf einer Kette aneinander. (s. Karte unten)
Mit einer Fläche von cirka 750 ha von Marsberg bis Bad Karlshafen, davon ca. 450 ha zwischen Liebenau und Trendelburg, liegen die im Volksmund als Kalkmagerrasen und Wacholderheiden bezeichneten
Flächen im Diemeltal in einer Größe vor, wie sie sonst erst wieder in Thüringen, Bayern oder Baden-Württemberg anzutreffen sind. Das Diemeltal ist die letzte große Kalkmagerrasenlandschaft
Nordwestdeutschlands.
Die Kalkmagerrasen an den Diemelhängen gehören zu den artenreichsten Biotopen in Hessen. Sie sind durch ihr reiches Vorkommen an Orchideen, Enzianen und farbigen Blütenaspekten, dem Reichtum an Schmetterlingen und Insekten sowie vielen Pilz- und Flechtenarten weit über die Ländergrenzen hinaus bekannt und beliebt.
Das vor ca. 240 Millionen Jahren entstandene Muschelkalkgestein bietet den Lebensraum für die artenreichen Kalk-Halbtrockenrasen und für Kalk-Buchenwälder.
Kalk-Halbtrockenrasengebiete sind durch ihre Artenvielfalt an Tieren (Fauna) und Pflanzen (Flora) besonders schutzwürdig. Sie beherbergen eine große Zahl von sehr seltenen und bedrohten Arten, die auf den ungedüngten Flächen auf Kalkboden ihre besten Lebensmöglichkeiten finden. Sie können hier von frohwüchsigen Arten der gedüngten Wiesen nicht verdrängt werden. Einzig die Verbuschung durch Schlehe, Weißdorn, Kiefer,... setzt der Kulturlandschaft "Magerrasen" zu. Dafür ist Beweidung durch Ziegen oder Schafe unablässlich. Aus dem Grund wurden viele der Kalk-Halbtrockenrasen im Diemeltal im Jahr 2000 als FFH-Gebiet ausgewiesen.
Begriffsdefinition (wikipedia): FFH-Gebiete sind spezielle europäische Schutzgebiete in Natur- und Landschaftsschutz, die nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen wurden und dem Schutz von Pflanzen (Flora), Tieren (Fauna) und Habitaten (Lebensraumtypen) dienen, die in mehreren Anhängen zur FFH-Richtlinie aufgelistet sind. FFH-Gebiete sind ein Teil des Natura 2000-Netzwerkes.
Das Diemeltal genießt die europäische Auszeichnung als »Prime Butterfly Area«
(Europas wichtigste Schmetterlingsgebiete). Lediglich 22 Gebiete in Deutschland tragen diesen Titel. Darunter ist das Diemeltal das einzige im norddeutschen Raum. Hier wurden bisher rund 100 Tagfalterarten nachgewiesen.
Wissenschaftlich untersucht wird das Diemeltal u.a. durch die Universitäten Osnabrück, Kassel, Marburg sowie der Hochschule OWL in Höxter.
Literatur:
- Gregor Stuhldreher, Westfälische Wilhelms-Universität Münster Institut für Landschaftsökologie (ILÖK), Arbeitsgruppe Biozönologie
Promotionsstipendium seit 2009: Klima- und Landnutzungswandel: Auswirkungen auf gefährdete Schmetterlinge von Kalkmagerrasen. Eine Fallstudie an drei Tagfalterarten im Diemeltal
- Dr. Thomas Fartmann, Institut für Landschaftsökologie der Universität Münster
Promotionsthema: Die Schmetterlingsgemeinschaften der Halbtrockenrasen-Komplexe des Diemeltales - Biozönologie von Tagfaltern und Widderchen in einer alten Hudelandschaft.
Am 12.09.1969 gründete der Regierungspräsident in Kassel als Folge des dramatischen Hochwassers im Diemel- und Twisteraum im Juli 1965 den Hessischen Wasserverband Diemel.
Das Flussbett der Diemel ist nur an wenigen Stellen in der Lage, ein Hochwasser in der Größenordnung einer 10- bis 20-jährigen Eintrittswahrscheinlichkeit abzuführen. Mit abnehmendem Gefälle nehmen die Überflutungen landwirtschaftlicher Flächen im Mittel- und Unterlauf zu und breiten sich am weitesten im Bereich zwischen Eberschütz und Trendelburg aus.
Präventive Maßnahmen sind u.a. die Renaturierung verschiedener Altarme der Diemel, um dem Fluss sein "altes Bett" bei Überflutungen wieder zurück zu geben.